• Das Skills-Lab-Konzept

    Mit dem Skills-Lab-Konzept wird die Erkenntnis aufgegriffen, dass berufliches Handeln nicht nur erlernt werden kann, indem darüber gesprochen wird, sondern insbesondere durch eine praktische Umsetzung. Durch das Abbilden möglichst realitätsnaher Tätigkeitsfelder unter dem Dach der Bildungseinrichtung werden neue Lern- und Übungsmöglichkeiten für Lernende geschaffen. Ziel ist es den Theorie-Praxis-Transfer in den Ausbildungen des Gesundheitswesens zu unterstützen.

    Bestandteile des Konzeptes sind das Skills Lab als Raum, die Skills-Lab-Methode und die Simulationspatienten als Akteure. Das Zusammenspiel und die curriculare Einbindung aller drei unterstützen die Anbahnung der beruflichen Handlungskompetenz.

Skills Labs

Skills Labs (Skills Laboratory – dt. Fertigkeitenlabore) sind Räume in der beruflichen Bildung der Gesundheitsberufe, die typische Tätigkeitsbereiche des jeweiligen Berufes abbilden und die Möglichkeit bieten, demonstrierte Handlungen beobachtbar zu machen (VIFSG, 2015).

Erste Fertigkeitenlabore finden sich seit 1976 zunächst an der Limburg-Universität Maastricht und in den folgenden Jahren auch zunehmend an medizinischen Fakultäten in Deutschland. Derzeit lässt sich beobachten, dass auch im Bereich der Pflege- und Therapieberufe das Interesse an der Umsetzung derartiger Labore an Fachschulen und Hochschulen steigt.

Ein Skills Lab befindet sich in der Regel unter dem Dach der Bildungseinrichtung und stellt einen geschützten Raum dar, in dem Lernende Handlungen erproben, reflektieren und weiterentwickeln können. Das Skills Lab schlägt eine Brücke zwischen der fachpraktischen Ausbildung in den Fachschulen bzw. Hochschulen und der praktischen Ausbildung am Patienten in den Einrichtungen des Gesundheitswesens.

Die räumliche Ausstattung eines Skills Labs spiegelt ein möglichst realitätsnahes Setting des künftigen beruflichen Tätigkeitsfeldes wider. Häufig grenzt das Skills Lab an einen Beobachtungsraum an, in dem Lehrende sowie Peers durch eine Spiegelscheibe getrennt vom Skills Lab, die Simulation beobachten können. Ein zusätzlicher Einsatz von Videotechnik zur Digitalisierung, ermöglicht im Anschluss an die Simulation eine differenziertere Reflexion.

1
2
3
4
1

Trainer (Lehrender) beobachtet die Situation im Skills Lab für die anschließende Reflexion.

2

Theaterpädagoge in seiner Rolle als Simulationspatient.

3

Lernende Pflegefachkraft im Patientengespräch.

4

Spiegelscheibe, die einen Blick in das Skills Lab ermöglicht ohne die Situation im Raum zu stören.

Skills Lab des Berner Bildungszentrums für Pflege

Grundriss eines Skills Labs mit anliegendem Beobachtungsraum (entnommen aus: Dhingra & Kerns, 2012)

Skills-Lab-Methode

Die Skills-Lab-Methode wird nach dem VIFSG (2015) folgend als Makromethode verstanden, in die andere Methoden integriert werden können.

Erste didaktisch-methodische Überlegungen zur Arbeit in einem Skills Lab finden sich bei dem Berufs- und Weiterbildungszentrum für Gesundheits- und Sozialberufe (BZGS) St. Gallen/Careum, welche die Anbahnung von praktischen Kompetenzen bereits am Lernort Schule verortet.

Weiterführend stellen Nussbaumer und Reibnitz (2008) die Skills-Lab-Methode mit Phasen und Schritten vor. Welche verdeutlichen, dass handlungs- bzw. kompetenzorientierte Lernprozesse nicht nur auf psychomotorischer Ebene, sondern auch auf kognitiver, sozial-affektiver und psychosozialer Ebene mit der Skills-Lab-Methode angesprochen werden. Zentral ist hierbei die Simulation am Klienten oder am Simulator. Somit orientieren sich Lernsituationen in einem Skills Lab immer an der beruflichen Wirklichkeit, um den hohen praktischen Bezug zu gewährleisten.

Orientierungsphase

Individuelle Vorbereitung

In der 2-4 stündigen Orientierungsphase wird ohne die Anwesenheit eines Trainers, Vorwissen aktiviert und überprüft. Dieses erfolgt über die Bearbeitung der Aufgaben und das Erkennen der wichtigen Aspekte des Skills, um eine Verbindung zum beruflichen Alltag herzustellen und sich für das Trainingstreffen vorzubereiten. Fehlende Grundlagen werden erarbeitet, sodass sich neues Wissen angeeignet und die zu studierende Fähigkeit sowie Fertigkeit visualisiert wird.

Übungsphase

Trainingstreffen

Das Trainingstreffen mit ca. 2 Stunden Dauer erfolgt mit einem Trainer. Hier können Fragen gestellt sowie spezielles Ausbildungsmaterial studiert werden, mit dem Ziel das Wissen und die Zusammenhänge zu identifizieren und zu verbalisieren. Auf diesem Weg werden Vorkenntnisse aktiviert. Die Demonstration der Fertigkeit durch einen Experten (Trainer) bildet den Übergang vom kognitiven zum motorischen Schema, bevor die Fertigkeit unter Anleitung beübt wird. Ein erstes Feedback dient zur Selbsteinschätzung.

Übungsphase

Selbstständiges Üben

Das individuelle Üben, meist in Kleingruppen mit unterschiedlichen Rollenbesetzungen (Fachkraft, Patient, Beobachter), erfolgt ohne Trainer. In diesen 4-6 Stunden werden Aufgaben zur Vertiefung des Wissens bearbeitet. Hierbei stehen Wissen beurteilen, stabilisieren, generalisieren und weiterentwickeln mit dem Grundsatz ‚vom Wissen und Kennen zur Fertigkeit gelangen‘ im Fokus der Ergebnissicherung.

Übungsphase

Simulation

Die Simulation (ca. 1 Stunde) beinhaltet das Üben der Fertigkeit in simulierten, komplexen Situationen. Hier werden sozial-psychologische Aspekte integriert und Wissen im möglichst realen Kontext abgerufen. Eine Grundlage für die anschließende Reflexion der Simulation, begleitet durch den Trainer (Lehrender), kann neben der Beobachtung, durch Videografie geschaffen werden.

Beherrschungsphase

Fähigkeitstest

Der Fähigkeitstest impliziert das Beurteilen der erworbenen Skills in Form von Lernerfolgskontrollen und Aufgaben zur Vertiefung. Dies erfolgt u. a. über die Gabe und das Erhalten von Feedback aller beteiligten Akteure und dient mitunter auch der Selektion.

Beherrschungsphase

Erproben und Weiterentwickeln

Das Erproben und Weiterentwickeln erfolgt in der beruflichen Praxis. Begleitendes Erproben und Üben der Fertigkeit führt hin zur Beherrschung (vom Novizen zum Experten).

Simulationspatienten

Simulationspatienten sind, nach dem Verständnis des Verbandes (2015) und gemäß einschlägiger Literatur, Menschen die ausgebildet wurden, eine Patientenrolle einzunehmen. Sie stellen Symptome einer Erkrankung, die aktuelle Situation sowie wichtige Persönlichkeitsmerkmale des fiktiven Patienten in einer berufsspezifischen Handlungssituation dar. Sie sind trainiert, den Lernenden ein Feedback zu geben.

Hierzu werden Simulationspatienten bereits seit über 40 Jahren in der medizinischen Lehre eingesetzt. Barrows und Abrahamson setzten diese bereits 1963 an der Universität Southern California zur Evaluation von Medizinstudenten in der Neurologie ein. Die Einsatzgebiete von Simulationspatienten erstrecken sich u. a. über das Erlernen von körperlichen Untersuchungstechniken, Training kommunikativer Fähigkeiten sowie Prüfungen im Studium.

Menschen aus allen Alters- und Berufsgruppen sind als Simulationspatienten integraler Bestandteil des Skills-Lab-Konzeptes. Einerseits sind sie geschult möglichst standardisiert, d. h. vergleichbar, ihre Rolle zu verkörpern. Andererseits sind sie in der Lage den beteiligten Akteuren ein differenziertes Feedback zu geben.

Simulationspatient im Skills Lab der FH Bielefeld

  • Laienpatienten

    Simulationspatienten, die nicht aus den Gesundheitsfachberufen stammen sowie auf keine schauspielerische Ausbildung zurückgreifen können, werden allgemein als Laienpatienten bezeichnet.

  • Erfahrungspatienten

    Erfahrungspatienten sind Personen, die in ihrem Leben bereits an einer oder mehreren Erkrankungen gelitten haben bzw. unter chronischen Beschwerden leiden.

  • Schauspieler

    Zur Gruppe der Schauspieler zählen nicht nur professionell Ausgebildete, sondern auch Theaterpädagogen und Personen mit Theatererfahrung.

  • Angehörige der eigenen Profession

    Simulationspatienten, die demselben beruflichen Metier angehören wie die Lernenden, definieren sich durch Erfahrungen ihrer eigenen Ausbildung oder der Berufspraxis und werden als Angehörige der eigenen Profession bezeichnet.